FAQ
Sie haben Fragen an PRO WEIDELAND? Vielleicht finden Sie hier schon die passende Antwort. Sollte Ihre Frage hier nicht beantwortet werden, scheuen Sie sich bitte nicht, uns zu kontaktieren.
Transparenz und eine offene Kommunikation sind uns besonders wichtig.
Fragen zu PRO WEIDELAND
Fragen zur (Weide-)Milch
Seit wann gibt es die Deutsche Weidecharta?
- Die Weidecharta wurde im Herbst 2015 in einem feierlichen Rahmen in Aurich, in der ostfriesischen Landschaft, von allen Akteuren gezeichnet. Am 31.05.2016 wurden Rahmenbedingungen und Kriterien festgelegt.
- Mit dem Weideaustrieb auf dem Hof von Dirk Hanken in Elsfleth startet die Vermarktung der PRO WEIDELAND-Milch am 23.04.17.
Wer steht hinter der Weidecharta?
40 Organisationen (siehe Unterstützer) aus Landwirtschaft, Wirtschaft, Umwelt-, Natur-, Verbraucher- und Tierschutz sind bereits Teil der Deutschen Weidecharta. Weitere Organisationen werden folgen.
Wann findet die Beweidung statt?
Im Rahmen dieses Programms wird die Weideperiode als Zeitraum vom 01. April bis zum 31. Oktober eines Kalenderjahres definiert.
Wie wird die Weidedauer festgehalten bzw. dokumentiert?
Die Weidedauer wird in einem Weidekalender dokumentiert. Der Weidekalender muss aktuell geführt sein (bei einer Standardkontrolle mit Anmeldung höchstens einen Tag Rückstand).
Wieso wird nicht das ganze Jahr über beweidet?
Die im Rahmen des Weidemilchprogramms beteiligten Landwirte stellen sicher, dass die Milchkühe während der Weideperiode eine angemessene Zeit außerhalb des Stalls auf der Weide verbringen. Ansprüchen aus dem Bereich des Tierwohls und der Tiergesundheit (wie zum Beispiel die Vermeidung von Hitzestress) werden dabei in vollem Umfang Rechnung getragen. Landwirte entscheiden dabei, unabhängig vom Beweidungssystem auf der Basis Ihrer fachlichen Kenntnisse und nach bestem Wissen und Gewissen, wann und in welchen Zeiträumen Beweidung erfolgen kann und soll.
Diese Möglichkeit zur Adaption an regionale Standortfaktoren ist eine Besonderheit norddeutscher Milchviehsysteme und ermöglicht eine Optimierung der flächengebundenen Haltungsform. Die Beweidung hat innerhalb der Weideperiode so umfangreich wie möglich und unter Berücksichtigung von individuellen, betrieblichen Bedingungen und Standortfaktoren zu erfolgen. Die Beweidungstage und -dauer können je nach Witterung jährlichen Schwankungen unterliegen.
Wie werden die PRO WEIDELAND-Milchkühe gehalten?
Generell gibt viele unterschiedliche Formen, wie Kühe in Deutschland gehalten werden. Der Anteil der Milchkühe mit Weidegang lag im Jahr 2020 bei etwa 31 Prozent in Deutschland. Die Betriebe, die im Rahmen von PRO WEIDELAND Weidemilch produzieren, müssen gewisse Produktionskriterien einhalten, die von unabhängigen Kontrollstellen überprüft werden.
Die wichtigsten Kriterien in Bezug auf die Weidehaltung sind, dass die Kühe an mindestens 120 Tagen im Jahr für 6 Stunden weiden müssen und Ihnen dabei mindestens 1000 m² Weide zur Verfügung stehen. Das bedeutet, dass auf einem Hektar 10 Kühe stehen und ihnen somit veranschaulicht ein größeres Fußballfeld zur Verfügung steht. So soll sichergestellt werden, dass die Kühe möglichst naturnah gehalten werden und Ihnen möglichst viel Gras zur Verfügung steht. Außerdem wird den Kühen kein gentechnisch verändertes Futter gefüttert. Mehr zu den Kriterien findest du hier.
Wie funktioniert eine PRO WEIDELAND-Kontrolle?
Die Kontrolle der PRO WEIDELAND-Milchviehbetriebe findet regelmäßig durch akkreditierte Unternehmen mit zertifizierten Auditoren statt. Diese erhalten einen Kriterienkatalog anhand der sie die Kontrolle ausrichten. Der Kriterienkatalog enthält verschiedene Prüfbereiche die im Folgenden aufgelistet werden:
- Prüfbereich 1: Kriterien für die Beweidung und Weideperiode
- Prüfbereich 2: Kriterien für den Bereich der Futterversorgung von der Weide
- Prüfbereich 3: Kriterien für den Aspekt Schutz der natürlichen Ressourcen
- Prüfbereich 4: Kriterien für Aspekte Tierwohl, Tierschutz, Tiergesundheit
- Prüfbereich 5: Kriterium für gentechnikfreie Fütterung
- Prüfbereich 6: Teilnahme am Tiergesundheitsmonitoring
Durch die gezielte Befragung der Landwirte, eine Kontrolle der relevanten Betriebsdokumente sowie eine Vorort-Kontrolle der Gegebenheiten auf dem Hof und der Weideflächen wird geprüft, ob die Kriterien für die PRO WEIDELAND-Milch erfüllt wurden.
Eine PRO WEIDELAND-Kontrolle wird durch die zuständige Molkerei (jährlich) und zusätzlich durch externe zertifizierte Kontrolleure (alle 3 Jahre + ggf. Nachkontrollen) durchgeführt. Weiter behält sich das Grünlandzentrum vor, die Kontrollen durch die externen Kontrolleure zu begleiten.
Welche Molkereien produzieren Produkte mit dem PRO WEIDELAND-Siegel?
- Arla
- FrieslandCampina
- Gropper
- Molkerei Ammerland
- NordseeMilch
Welche Fleischverarbeiter produzieren Produkte mit dem PRO WEIDELAND-Siegel?
- Westfleisch
- Böseler Goldschmaus
- Tönnies Rind
Wo kann ich PRO WEIDELAND-Produkte kaufen?
Die Weidemilch und die Produkte, welche aus ihr erzeugt werden, gibt es in vielen verschiedenen Supermärkten. Weidemilch ist schon lange kein Nischenprodukt mehr, sondern hat sich längst im vorhandenen Produktsortiment etabliert, das Trinkmilch, Buttermilch, Käse, Butter, Joghurt sowie Fleischprodukte wie Hackfleisch umfasst. Eine Übersicht über die Produkte, die mit dem PRO WEIDELAND-Label vermarktet werden, ist hier zu finden.
Wie viel Milch gibt eine Milchkuh?
Wieviel Milch eine Kuh gibt hängt von vielen Faktoren ab (Rasse, Alter, Futter). Durchschnittlich gibt eine Milchkuh 28 kg Milch pro Tag.
Warum geben Milchkühe immer wieder Milch?
Die Kuh gibt Milch, sobald sie das erste Kalb geboren hat. Nach einer Zeit werden die Kühe wieder tragend und bekommen nach ca. einem Jahr erneut ein Kalb und der Kreislauf beginnt von vorne.
Was fressen Milchkühe?
Das natürlichste Futtermittel für Milchkühe ist Gras, welches frisch oder haltbar gemacht (siliert) gefressen wird. Generell sind Kühe als Wiederkäuer in der Lage allein von Gräsern zu leben und diese sogar in für den Menschen verwertbare Lebensmittel in Form von Milch und Fleisch umzuwandeln. Das wichtigste an der Futterration ist, dass genug Rohfaser vorhanden ist. Wäre dies nicht der Fall, dann würden die Kühe zu wenig wiederkauen und der Pansen würde übersäuern. Grund dafür ist das fehlende Natriumbicarbonat, welches im Speichel vorhanden ist und im Pansen basisch wirkt.
Hinzu kommt Maissilage und häufig ein Kraftfutter mit verschiedenen Bestandteilen wie Körnermais, Soja- und Rapsextraktionsschrot und Getreide. Auch verschiedene Futterzusatzstoffe (wie z. B. Mineralstoffe und Vitamine) werden in der Rinderfütterung eingesetzt.
Uns bei PRO WEIDELAND ist es wichtig, dass die Kuh möglichst viel Gras auf der Weide aufnehmen kann. Deshalb haben wir die Kriterien für die Weidefläche und die Weidedauer definiert.
Wie viele Milchkühe gibt es auf der Welt / in Europa / in Deutschland?
Welt: 990 Millionen Rinder (2020)
Europa: 23,1 Millionen (2017)
Deutschland: 4,011 Millionen (2019)
Niedersachsen: rund 850.000 (2018)
Was ist Weidemilch?
Für den Begriff „Weidemilch“ gibt es EU-weit bisher keine einheitliche Regelung. In Deutschland ist dieser Begriff lebensmittelrechtlich nicht definiert und zudem rechtlich nicht geschützt, sodass in den Supermärkten Weidemilch mit sich unterscheidenden Kriterien vermarktet wird. Laut einem Gerichtsurteil ist der Begriff Weidemilch jedoch nicht irreführend, wenn die Milchkühe an 120 Tagen im Jahr für mindestens 6 Stunden auf der Weide stehen (Oberlandesgericht (OLG) Nürnberg am 07.02.2017).
Weidemilch, die im Rahmen des PRO WEIDELAND-Labels produziert wird, wird von Milchkühen produziert, die an mindestens 120 Tagen zu jeweils 6 Stunden Zugang zur Weide haben. Im Jahr stehen dort pro Kuh mindestens 2000 m² Grünland als Weidefläche und als Futtergrundlage zur Verfügung. Zusätzlich werden diese Kühe nur mit gentechnikfreien Futtermitteln zugefüttert.
Grundsätzlich gilt: Wenn Weidemilch draufsteht, dann ist auch Weidemilch drin. Die Weidemilch wird von den Molkereien in separaten Touren abgeholt und verarbeitet, sodass eine 100%ige Trennung zu anderer Milch sichergestellt ist.
Was ist der Unterschied zu Heumilch?
Heumilch wird überwiegend in der Alpenregion produziert. Bei der Heumilch besteht die tägliche Ration der Kühe fast ausschließlich aus Gras (Heu). Auf Silagen wie Gras- und Maissilage wird komplett verzichtet. Auch Kraftfutter wird nicht eingesetzt. Im Sommer bekommen die Kühe nur das Gras von den Wiesen und im Winter dieses Gras in Form von Heu. Die durchschnittliche Milchleistung ist dadurch deutlich niedriger als die Milchleistung der Kühe in Niedersachsen. Allerdings eignet sich die Milch der Heumilchkühe durch ihre besonderen Inhaltsstoffe besonders gut für die Käseherstellung. Auch die Verarbeitung ist einfacher, da durch die Produktion ohne vergorene Futtermittel ohne zusätzliche Konservierungsstoffe gearbeitet werden kann.
Was ist besser: Biomilch oder Weidemilch?
Ob Bio- oder Weidemilch besser ist, kann pauschal nicht beantwortet werden. Die Ausrichtung der Produktionskriterien ist unterschiedlich. PRO WEIDELAND legt den Schwerpunkt auf die Weidehaltung und somit auf die vielen positiven Effekt, die damit erreicht werden (Tierwohl, Artenvielfalt, Klimaschutz, Wasserschutz).
Bei Bio ist die Weidehaltung kein festgeschriebenes Kriterium, aber es gibt andere Kriterien, die eine nachhaltige Landwirtschaft fördern.
Was bedeutet Weidehaltung?
Weidehaltung bedeutet, dass die Tiere während der Vegetationsperiode ganz (Vollweide) oder zeitweise (Halbtagsweide) auf der Weide gehalten werden. Die Weidehaltung bietet gegenüber der Stallhaltung zahlreiche Vorteile. Das Weidefutter ist ein sehr preiswertes Futter, da der Landwirt Futterkosten und Arbeitsbelastung (z. B. Ernten, Füttern und Reinigen des Futtertisches) einsparen kann.
Bei gutem Management zeichnet sich Weidefutter zudem durch eine hohe Futterqualität (z.B. Energiegehalt, Rohproteingehalt und Vitamine) aus. Darüber hinaus beeinflusst die Weidehaltung zahlreiche Tierwohlaspekte – beispielsweise im Hinblick auf einen agileren Bewegungsapparat – positiv. Durch die Bewegungsfreiheit auf der Weide werden Klauen, Gelenke und Beine der Tiere geschont. Ein eventuell im Stall vorhandener Keimdruck wird gesenkt. Die Weidehaltung kann sich unter anderem positiv auf die Eutergesundheit auswirken.
Was ist bei der Weidehaltung wichtig?
Bei der Weidehaltung spielt das richtige Management der Weideflächen eine zentrale Rolle. Wichtig ist eine möglichst verlustfreie Nutzung der gewachsenen Pflanzenmasse auf der Weide. Weidereste sollten möglichst verhindert werden, da sie die Futterqualität der Folgeaufwüchse vermindern. Dafür muss das Futterangebot genau an den Futterbedarf (z. B. abhängig von Tieranzahl) angepasst sein. Gleichzeitig soll eine hohe Futterqualität über die gesamte Weidesaison hinweg aufrechterhalten werden.
Um diese Zielsetzungen zu erreichen, muss der Landwirt den optimalen Weide-Nutzungszeitpunkt (am Wachstumsstadium eines Grashalms ablesbar), die Weidedauer sowie die Größe der benötigten Weidefläche genau ermitteln. Zumeist ist eine genaue Ein- bzw. Zuteilung der Flächen nötig, um eine optimale Beweidung zu gewährleisten. Neben der Bereitstellung ausreichender Futtermengen und -qualitäten spielt auch die ausreichende Wasserversorgung auf der Weide eine wichtige Rolle.
Warum ist Weidehaltung aufwendiger?
Die Weidehaltung erfordert von dem Landwirt ein sehr gutes Management, was die Bestimmung des Grasaufwuchses und die damit verbundene Zuteilung der Weideflächen betrifft. Sie stellt zudem hohe Ansprüche an eine gute Weide-Infrastruktur (z. B. Zäune, Triebwege, Tränken und Schatten). Die Kühe müssen zum Melken in den Stall gelangen, was ggf. einen zusätzlichen Arbeitsaufwand darstellt. Auch die Herdenbeobachtung (z. B. im Hinblick auf Krankheiten und Brunst) gestaltet sich auf der Weide deutlich schwieriger als im Stall.
Warum ist Weidehaltung gut für die Umwelt?
Insbesondere aus Sicht des Klimaschutzes wird das Grünland als wichtig angesehen, weil es doppelt so viel Kohlenstoff bindet wie ein Ackerboden. Durch die Weidehaltung von Rindern wird nochmals mehr Kohlenstoff im Boden eingelagert als beim Mähen. Je mehr Futterreste in den Boden „getreten“ werden, desto höher der Humusaufbau und damit die Kohlenstoff-Speicherung.
Verhältnismäßig zu anderen Nutzungen ist Grünland eine Kohlenstoffsenke. Es wird keine oder kaum Bodenbearbeitung durchgeführt. Somit wird das System des Bodens nicht gestört. Die geschlossene Pflanzendecke mit ihrer dichten Grasnarbe und das darunter liegende Wurzelgeflecht filtern Oberflächengewässer. Nährstoffe wie Nitrat und Phosphat werden nicht so leicht in angrenzende Gewässer ausgewaschen. Zudem bietet das Grünland einen natürlichen Erosionsschutz.
Daneben sind insbesondere auch die positiven Auswirkungen auf die Artenvielfalt der Pflanzen und Tiere (z. B. Insekten, Falter, Heuschrecken, Vögel und kleine Säugetiere) innerhalb beweideter Flächen zu nennen. Wissenschaftler bringen unter anderem das Phänomen des Insektensterbens mit dem Rückgang der Weidehaltung in Verbindung. Denn: Eine einzelne Kuh erzeugt bis zu 10 Tonnen Kuhfladen-Masse pro Jahr. In jedem Kuhfladen – der auf die Weide fällt – kann durchschnittlich 260 g Insektenmasse entstehen. Daneben tragen Kühe dazu bei, Weiden zu erhalten und zu pflegen und prägen das Landschaftsbild.
Was bedeutet Stallhaltung?
Stallhaltung bedeutet, dass die Tiere ganzjährig im Stall gehalten werden. In Deutschland leben etwa drei von vier Rindern in sogenannten Laufställen. Ein Laufstall bietet den Tieren Bewegungsfreiheit mit frei zugänglichen Futtertischen, Kraftfutterständen, Tränken und Liegebereichen. In Milchviehbetrieben stehen die Kühe häufig in Boxenlaufställen, in denen jeder Kuh eine (z. B. mit Stroh gepolsterte) Liegebox zur Verfügung steht.
Was bedeutet Tierwohl?
Eine einheitliche Definition für den Begriff „Tierwohl“ gibt es nicht.
Zur Beurteilung des Tierwohls werden die international anerkannten „Fünf Freiheiten“ herangezogen: Freiheit von Hunger, Durst und Fehlernährung, Freiheit von Unbehagen, Freiheit von Schmerz, Verletzung und Krankheit, Freiheit von Angst und Leiden, Freiheit zum Ausleben normalen Verhaltens.
Das Wohlbefinden der Tiere hängt von zahlreichen Faktoren ab: Dazu zählen sowohl ein gutes Tiermanagement, eine gute Tierhaltung und ein angepasstes Stallklima als auch eine art- und leistungsgerechte Fütterung.
Was muss bei der Rinderhaltung besonders beachtet werden?
Bei der Rinderhaltung ist vor allem auf ein angemessenes Tier-Liegeplatzverhältnis, eine gute Einrichtung von Liegeflächen, ein entsprechendes Stallklima (z. B. Lüftung und Lichtverhältnisse), angepasste Wasser- und Futterversorgung (wiederkäuergerechte Rationsgestaltung mit ausreichend Rohfaser) und eine gute Tierkontrolle (z. B. im Hinblick auf Krankheiten) zu achten.