Wissenswertes
Weide & Tierwohl
Weidehaltung trägt in großem Maße zum Tierwohl bei. Die Kühe fühlen sich auf der Weide schlichtweg wohler – und gehen, wenn sie die Wahl zwischen einem guten Stall und einer guten Weide haben, lieber hinaus auf die Weide. Doch warum eigentlich? Fest steht: Weidehaltung ist die natürlichste Haltungsform von Rindern. Hier können sie ihre natürlichen Verhaltensweisen – wie Grasen, Liegen und Laufen – am besten ausleben.
Dabei legen sie gerne mehrere Kilometer am Tag zurück. Diese Bewegung kommt ihrer Gesundheit zugute – Gelenke werden geschont und Klauen richtig belastet. Ein weiteres Argument für die Weide: Der Infektionsdruck ist gegenüber dem Stall vermindert, weshalb deutlich seltener Krankheiten auftreten. Nebenbei können die Kühe auf der Weide soziale Interaktionen (z. B. Kämpfen oder Belecken) wunderbar ausleben. Sie können sich hinlegen – wo sie wollen, neben wen sie wollen und in welchem Abstand sie wollen.
Weide & Biodiversität
Kühe können mit ihrer Beweidung zur Artenvielfalt beitragen? Ja, tatsächlich gehen Beweidung und Artenvielfalt Hand in Hand. Denn: Das selektive Fraß- und Trittverhalten der Kühe auf der Weide führt zu sehr unterschiedlichen Grasaufwuchshöhen und -stadien. Dieser Effekt kommt den Insekten in ihren verschiedenen Entwicklungsstufen sehr zugute. Ihnen bietet das beweidete Grünland ideale Rückzugsorte. Auch Schmetterlinge benötigen zur Vermehrung Bereiche, die von den Kühen abgegrast wurden. Darüber hinaus entstehen durch die Beweidung oft kurzrasige Flächen, die von vielen Wiesenvogelarten – wie Staren, Bachstelzen und Kiebitzen – gerne zur Nahrungssuche genutzt werden.
Weide & Klimaschutz
In Europa sind nicht die Pflanzen Kohlenstoffspeicher Nr. 1, sondern vor allem die Böden. Grünland zählt dabei nach den Mooren und Feuchtgebieten zu den wichtigsten CO2-Senken. Der Humusgehalt natürlicher Weiden und Wiesen ist so hoch, dass sie pro Hektar etwa doppelt so viel Kohlenstoff speichern wie Ackerland. Mit unserer nachhaltigen Weidenutzung sorgen wir für gesunde Böden, die große Mengen des schädlichen Klimagases aus der Atmosphäre ziehen und es im Humus speichern.
Weide & Mist gegen Insektensterben
Seit dem Ende der 80er Jahre wird beobachtet, dass die Zahl der Fluginsekten in einigen Regionen innerhalb unseres Landes um bis zu 70 % zurückgeht. Das hat zur Folge, dass in unserer Natur viele aufeinander abgestimmte Prozesse durcheinander und somit aus dem Gleichgewicht geraten. So sind Insekten schließlich ein Teil vieler tierischer Nahrungsketten und spielen darüber hinaus auch eine wichtige Rolle in der Pflanzenwelt. Niemand mag sich vorstellen, welche weitreichenden Folgen der Verlust von unseren Feld-und Wiesenvögeln für unsere Artenvielfalt und somit für unser wertvolles Landschaftsbild hätte.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bringen das Phänomen des Insektensterbens auch mit dem Rückgang der Weidehaltung in Verbindung. Denn tatsächlich ist es so, dass eine einzelne Kuh bis zu 10 Tonnen Kuhfladen-Masse pro Jahr erzeugt – und in jedem einzelnen Kuhfladen, der nicht in den Stall, sondern auf die Weide fällt, kann im Schnitt 260 Gramm Insektenmasse entsehen. Ein solcher Kuhfladen bietet so Nahrung für beispielsweise eine Trappe (Wiesenvogel), oder für drei Schwarzstörche, oder für 300 Feldlerchen, oder 125 Stare, oder 200 Grasfrösche, oder, oder, oder.
Winter & Stall
Weidemilch im Winter? Weidehaltung das ganze Jahr über – so schön dieser Gedanke auch ist, so ist er für unsere Landwirtinnen und Landwirte kaum zu praktizieren. Denn gegen Ende des Sommers verlangsamt sich das Graswachstum stark und der Gehalt der für unsere Kühe wichtigen Nährstoffe sinkt. Witterungsbedingt ist es zudem oft schlicht zu nass auf den Weiden, damit die Kühe sich vollends wohlfühlen. Uns ist das Tierwohl der Tiere wichtig – deshalb endet unsere Weidesaison Ende Oktober im Rahmen unserer Kriterien. Trotzdem ist es wichtig, dass wir das System Weidehaltung mit dem Kauf von Weidemilch auch im Winter fördern. Denn nur so ist Weidehaltung im Sommer möglich.